Donnerstag, 30. Oktober 2025

Pilger der Hoffnung – Wallfahrt nach Rom und Assisi

Die Pilgergruppe vor der Lateranbasilika

Pilgerweg entlang der Via della Conciliazione zur Heiligen Pforte

Pilgerweg über den Petersplatz zur Heiligen Pforte

Heiligtum der Jungfrau der Offenbarung mit den drei Brunnen

Die Fresken in der Oberkirche der Basilika in Assisi

Heilige Messe in Assisi

Fonte Colombo, Magdalenenkirchlein

Fonte Colombo, TAU-Zeichen

Die Kirche in Greccio

Kapelle der Wundmale

Es gibt dieses schöne Zitat von Josef Pieper, einem der bedeutendsten christlichen Philosophen des 20. Jahrhunderts: „Hoffnung heißt, das Unsichtbare für möglich zu halten und dem Morgen zuzutrauen, dass es mehr bereithält als das Gestern.“

Apostel Paulus spricht in seinem Brief an die Römer über die Hoffnung mit folgenden Worten: „Gerecht gemacht also aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn. Durch ihn haben wir auch im Glauben den Zugang zu der Gnade erhalten, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes. Mehr noch, wir rühmen uns ebenso der Bedrängnisse; denn wir wissen: Bedrängnis bewirkt Geduld, Geduld aber Bewährung, Bewährung Hoffnung. Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“

Eine Gruppe von 30 Pilgerinnen und Pilgern aus unserer Pfarrei war in der Woche vom 19. bis 25. Oktober mit Pater Hieronim in Rom, Umbrien und der Toskana als „Pilger der Hoffnung“ unterwegs. Zahlreiche schöne und bewegende Momente wurden uns in der ewigen Stadt und auf den Spuren des heiligen Franz von Assisi geschenkt. Sehen sie hier eine kleine Zusammenfassung aus dem Tagebuch der Pilgergruppe.

Rom - Pilgerweg entlang der Via della Conciliazione zur Heiligen Pforte

Um die Heilige Pforte im Petersdom zu passieren wurde ein Pilgerweg entlang der Via della Conciliazione(Straße der Versöhnung) angelegt. Die Pilgergruppen bekommen ein Prozessionskreuz, das sie am Petrusgrab im Petersdom, dem Endpunkt des Pilgerweges, wieder abgeben. Dort endet der Weg mit dem Glaubensbekenntnis. Auf dem Weg zum Petrusgrab sprechen die Pilger Gebete, auch die Allerheiligenlitanei und bevor die Heilige Pforte durchstreitet wird folgender Psalm gebetet:

Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt,
der Erdkreis und seine Bewohner.
Denn er hat ihn auf Meere gegründet,
ihn über Strömen befestigt.

Wer darf hinaufziehn zum Berg des Herrn,
wer darf stehen an seiner heiligen Stätte?
Der reine Hände hat und ein lauteres Herz,
der nicht betrügt und keinen Meineid schwört.

Er wird Segen empfangen vom Herrn
und Heil von Gott, seinem Helfer.

Das sind die Menschen, die nach ihm fragen,
die dein Antlitz suchen, Gott Jakobs.

Ihr Tore, hebt euch nach oben,
hebt euch, ihr uralten Pforten;
denn es kommt der König der Herrlichkeit.
Wer ist der König der Herrlichkeit?
Der Herr, stark und gewaltig,
der Herr, mächtig im Kampf.

Ihr Tore, hebt euch nach oben,
hebt euch, ihr uralten Pforten;
denn es kommt der König der Herrlichkeit.
Wer ist der König der Herrlichkeit?
Der Herr der Heerscharen,
er ist der König der Herrlichkeit.

Kloster Tre Fontane

Ein besonderer Ort ist auch das Kloster Tre Fontane vor den Mauern von Rom. Dort konnte die Pilgergruppe in der Kirche San Paolo alle Tre Fontane die heilige Messe feiern. Es heißt, dass hier der heilige Paulus enthauptet wurde und sein Kopf dreimal auf den Boden prallte.

Ganz in der Nähe des Klosters kann man auch das Heiligtum der Jungfrau der Offenbarung mit den drei Brunnen besuchen, wo 1947 die Muttergottes erschienen sein soll. Diese Erscheinung hatte eine außergewöhnliche Bekehrung zur Folge.

Bruno Cornacchiola, ein Kirchen- und Papsthasser, ein gewalttätiger kommunistischer Parteiführer und fanatischer Adventistenprediger wurde durch Maria in einen eifrigen Zeugen und Apostel der Barmherzigkeit Gottes umgewandelt. Durch viele Jahrzehnte erzählte der Bekehrte in Vorträgen, die er in aller Welt hielt, von seiner Bekehrung. Überall kam es zu Bekehrungen, sogar in der Provinz Emilia Romagna, dem „Kleinrussland“ Italiens, wo nach 40 Vorträgen 600 Kommunisten aus der Partei austraten.  Hier eine kurze Zusammenfassung seines Zeugnisses. Er berichtet:

„Meine Eltern waren Analphabeten, mein Vater fast immer im Gefängnis. Beide fluchten, tranken und vernachlässigten uns fünf Kinder. Barfuß und schmutzig, waren wir gezwungen, Almosen zu erbetteln. Stehlen gehen, dem Nächsten Böses zufügen, das war meine Jugendzeit!“ Ohne Ausbildung, ohne Arbeit schlug er sich durch, um schließlich während seiner drei Jahre im Militärdienst zum Kommunisten zu werden. Er heiratete1936 mit 23 Jahren die praktizierende Katholikin Jolanda Lo Gatto. Das junge Paar lebte in einer Baracke, und am Ende desselben Jahres brach Bruno auf, um als Freiwilliger im spanischen Bürgerkrieg Geld zu verdienen. Durch den Einfluß eines adventistischen Mitkämpfers im Krieg wurde er zu einem entschiedenen Hasser der Katholischen Kirche. Im Spanischen Bürgerkrieg wurden von den Kommunisten rund 7000 Priester und Ordensleute umgebracht. In seinem fanatischen Eifer ermordete auch Bruno mehrere Priester und einen Bischof.

Nach seiner Rückkehr zwang er auch seine Frau, aus der katholischen Kirche auszutreten. Sie willigte ein, aber nur unter der Bedingung, dass Bruno zuvor mit ihr die neun Herz-Jesu-Freitage halte, was er auch tat. Bruno entwickelte sich zu einem Kommunistenführer und Adventistenprediger. Auf einem Dolch, den er bei sich trug, hatte er die Worte eingeritzt: „Tod dem Papst“.

Am 12. April 1947, dem Samstag vor dem Barmherzigkeitssonntag, ging Bruno mit seinen Kindem Isola(10), Carlo (7) und Gianfranco (4) nach Tre Fontane. Während die Kinder mit dem Ball spielten, arbeitet er an einem Vortrag, mit dem er beweisen wollte, dass Maria weder Jungfrau ist noch Immaculata noch in den Himmel aufgenommen wurde.

Als er von den Kindern nichts mehr hörte, ging er auf die Suche und fand sie vor einer Grotte kniend. Er versuchte sie von dort wegzubringen, aber er konnte sie nicht bewegen und aufheben. Voll Schreck, und Verzweiflung hob er die Augen zum Himmel und rief: „Mein Gott, rette Du uns!“ Bruno erzählt: „Kaum hatte ich gerufen, fühlte ich, als würde mir eine Binde von meinen Augen genommen, und plötzlich kam von der Grotte her ein herrliches Licht, immer heller, immer schöner.“ Es erschien ihm Maria und sagt: „Ich bin die, die in der Allerheiligsten Dreifaltigkeit ist. Ich bin die Jungfrau der Offenbarung. Du hast mich verfolgt, jetzt ist es genug! Tritt ein in die heilige Herde, in den himmlischen Hof auf Erden. Das Versprechen Gottes ist und bleibt unabänderlich: Die neun Herz-Jesu-Freitage, die du gemacht hast, liebevoll gedrängt durch deine treue Braut, haben dich gerettet.“

Die Gottesmutter ermutigte Bruno zum täglichen Rosenkranz in drei besonderen Anliegen: für die Bekehrung der Sünder, für die Ungläubigen und um die Einheit der Christen. Und sie gab das schöne Versprechen: „Ich werde die Hartnäckigsten durch Wunder bekehren …“

Die Begegnung mit Maria hatte ihn gänzlich gewandelt: Als er nach Hause kam, bat er zuerst seine Frau um Verzeihung: „Ich hatte meine Frau so oft geschlagen und betrogen. Ja sogar die letzte Nacht des 11. April hatte ich nicht zu Hause, sondern bei meiner Freundin geschlafen. Jetzt kniete ich mich vor ihr nieder: Wie, du kniest dich vor mir nieder? fragte Jolanda erstaunt. Sonst kniete immer ich vor dir, um dich anzuflehen, mit dem Schlagen aufzuhören. Da sagte ich zu ihr: Wir haben die Gottesmutter gesehen, und jetzt bitte ich dich um Verzeihung für alles Böse, das ich dir angetan habe. Bitte verzeih mir all die schlechten Dinge, die ich dich gelehrt habe gegen die Eucharistie, die Gottesmutter den Papst, die Priester, die Sakramente. Ich weiß nicht, was geschehen ist, ich bin ganz verändert.“ Bruno wurde zu einem eifrigen Apostel der Gottesmutter. (Quelle: www.st-antonius.at)

Basilika San Francesco in Assisi, Grablegungskirche des heiligen Franz von Assisi

Der heilige Franziskus von Assisi (1182–1226) ist bis heute einer der geistlich schöpferischsten Persönlichkeiten, die die katholische Kirche kennt und verehrt. Kein Wunder also, dass die größten Künstler ihrer Zeit, Cimabue, Pietro Lorenzetti und Giotto, die Spiritualität des Heiligen anhand seiner Lebensstationen nachzeichnen und verbreiten wollten. Und so blieb tatsächlich kein Platz in der Basilika unbemalt.
„Nirgendwo sonst findet sich in vergleichbarer Dichte und von derart hohem Rang eine der wichtigsten Epochen der Malerei dokumentiert.“ (Zitat aus dem Buch „Die Kirche San Francesco in Assisi“von Gianfranco Malafarina (Hrsg.)

Die Pilgergruppe hatte das Glück auch an diesem einzigartigen Ort in aller Stille und abseits des Pilger- und Touristentreibens die heilige Messe feiern zu dürfen.

Fonte Colombo – »franziskanischer Sinai« im Zeichen des TAU

Der biblische Sinaiberg ist der Ort, an dem Moses von Gott die Zehn Gebote erhielt. Weil Franziskus in der Eremitage Fonte Colombodie Regel des Franziskanerordens vollendete, wird dieser Ort auch «franziskanischer Sinai» genannt.

„Der Berg Fonte Colombo wurde vom Herrn mit göttlicher Süße erfüllt und dem wohlriechenden Duft seiner Gegenwart inmitten der festlichen Menge der Seligen geweiht. Es ist ein neuer Sinai geworden, wo, wie jeder es hörte, das Gesetz gegeben wurde. Ein weiterer Berg Karmel, wo die Seele von Franziskus den Herrn unterhielt und sich mit ihm unterhielt. Fonte Colombo ist der Berg, den wir barfuß besteigen müssen, weil er ein wahrhaft heiliger Ort ist.“ So beschrieb der anonyme Reatino das Heiligtum von Fonte Colombo. Eine besondere Freude war der Pilgergruppe das Magdalenenkirchlein, in dessen Altarraum in einer Nische sich unter einer Glasscheibe das möglicherweise von Franziskus eigenhändig gemalte TAU-Zeichen befindet.

Der Biograf Thomas von Celano schreibt (3 Cel 3): „Vertraut war ihm (Franziskus) vor allen anderen Buchstaben das Zeichen Tau. Mit ihm allein pflegte er seine Sendschreiben zu beglaubigen; mit ihm bemalte er überall die Wände und Zellen.“

Greccio und die heiligen Nächte

„In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie und sie fürchteten sich sehr. Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.“ (Lk 2, 8-14)

Das Wort „Weihnachten“ geht zurück auf den mittelhochdeutschen Ausdurck „(ze den) wîhen nahten“, „(zu den) heiligen bzw. geweihten Nächten“. Greccio ist der Ort in Umbrien, an dem der heilige Franz von Assisi im Jahre 1223 in einer Höhle die erste lebendige Krippe nachbildete, um den Menschen die Geburt Jesu so real wie möglich zu machen, dass sie in Gottes Nähe eintauchen können, denn, wie Josef Pieper 749 Jahre später in seinem Buch „Über die Liebe“ schreibt: „Was also wollen wir, letzten Grundes und aufs Ganze gesehen, wenn wir jemanden wahrhaft lieben? Hierauf hat die große europäische Theologie geantwortet: „ut in Deo sit“; wir wünschen ihm, dass er in Gott sei.“

Wie für viele Christen weltweit, war auch für unsere Pilgergruppe Greccio Teil der Pilgerroute zu Ehren des Heiligen Franz von Assisi und eine wahrhaft „wîhe“ Zeit.

La Verna – wahrer Segensort

„Non est in toto sanctior orbe mons – Es gibt auf der ganzen Welt keinen heiligeren Berg.“ So steht es auf dem Eingangstor vom Kloster La Verna. 

Thomas von Celano schreibt, wie Franziskus „in einem Gottesgesicht einen Mann über sich schweben“ sah, „einem Seraph ähnlich, der sechs Flügel hatte und mit ausgespannten Händen und aneinandergelegten Flügeln ans Kreuz geheftet war … Große Wonne durchdrang ihn, und noch tiefere Freude erfasste ihn über den gütigen und gnadenvollen Blick, mit dem er sich vom Seraph betrachtet sah, dessen Schönheit unbeschreiblich war; doch sein Hangen am Kreuz und die Bitterkeit seines Leidens erfüllte ihn ganz mit Entsetzen. Und so erhob er sich, sozusagen traurig und freudig zugleich, und Wonne und Betrübnis wechselten in ihm miteinander. Er dachte voll Unruhe nach, was dieses Gesicht wohl bedeute … Während er sich verstandesmäßig über das Gesicht nicht ganz klar zu werden vermochte und das Neuartige an ihm stark sein Herz beschäftigte, begannen an seinen Händen und Füßen die Male der Nägel sichtbar zu werden in derselben Weise, wie er es kurz zuvor an dem gekreuzigten Mann über sich gesehen hatte.“ (Cel 94)

Die Pilgergruppe hatte auf dem Berg eine schöne Begegnung mit einer deutschen Schwester, die zuvor im Gottesdienst die Orgel gespielt hatte. Sie fasste in wenigen, aber intensiven Worten zusammen, dass La Verna ein Segensort für alle ist, die auf diesen Berg kommen, weil der heilige Franziskus den Erhalt der Stigmata als einen Segen Gottes empfunden hat, da sein Weg, der bisher nur für ihn selbst mystisch erfahrbar war nun auch einen leibhaftigen Ausdruck in den Stigmata gefunden hatte. Uns so ist auch jeder der nach La Verna kommt nicht zufällig da, sondern persönlich gerufen um an diesem Ort Segen zu empfangen und alle seine Sorgen auf dem Berg zurück zu lassen. Jeder ist eingeladen diesen Ort in den Bergen zu nutzen, um die Perspektive zu wechseln und anzufangen mit den Augen Gottes auf das eigene Leben zu schauen, so dass die Sorgen immer kleiner und kleiner werden können.

Die Perspektive Gottes in Zeiten der Bewährung einnehmen oder mit den Worten des Apostel Paulus: „Bedrängnis bewirkt Geduld, Geduld aber Bewährung, Bewährung Hoffnung.“